Soziologischer Passus

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Die Komplexlerkultur ist auch eine komplexe.

Im Zeitgeist:

Die «Komplexlerkultur» ist auch eine komplexe (23.8.2008)

Haimo Leopold Handl (* 15. September 1948),  ist ein österreichischer Verleger und Schriftsteller.

Ein Digest Zeitgeists soziologischen Passus zum Naturell:

«Komplex» bedeutet eine Verbindung, Verknüpfung oder Zusammenfügung vieler verschiedener Teile zu einem Ganzen. Der positiv bedeutende Begriff wird aber auch negativ verwendet um eine psychische Erscheinung zu bezeichnen, die nicht mehr in der Lage ist, die vielfältigen verschiedenen Reize «normal» zu verarbeiten, sodass es in drängenden und widerstreitenden inneren Bemühungen zu Fehlleistungen oder Zwangshandlungen kommt. So ein Mensch wird dann im Volksmund als «Komplexler» bezeichnet, eine Person, die an einem «Komplex leidet».

«Komplexler» werden aber immer, im Einzelnen wie im Gemeinsamen, in einem Strudel sich widerstreitender Forderungen, Wünsche, Antriebe usw. gefangen sehen. Niemand hat eine absolute Wahrheit, von der, sozusagen quasiwissenschaftlich, also religiös, und zwar universell verbindlich, DIE richtige Entscheidung für alle getroffen werden könnte. Aus dem Unvermögen Position zu beziehen als «offen», «tolerant» usw. erscheinen möchten.

Beim fortgeschrittenen «Komplexler» sind es nicht mehr primär die äußeren Einwirkungen, sondern die innere Disposition (bestimmte Veranlagung, Empfänglichkeit, innere Bereitschaft zu etwas) und Organisation (das [Sich]zusammenschließen zur Durchsetzung bestimmter Interessen, Zielsetzungen), die zu den besagten Einstellungen und Verhaltensweisen führen.

Kein Wertsystem ist absolut (rein, beziehungslos, für sich betrachtet) und sakrosankt (unantastbar). Weiter- oder Fortentwicklungen sind sinnvoll nur möglich, wenn man nicht «komplexbeladen» widersprüchlich (dualistisch, widerstreitend) und disparat (ungleichartig, nicht zusammenpassend) agiert, sondern vernünftig Positionen besieht und bedacht Korrekturen vornimmt. Jene Menschen als dramatische Änderungen, die nicht diesen «inneren» Aufarbeitungsprozess leisteten (Wertevergewisserung, Selbsterkenntnis, die Bestätigung des eigenen Selbstbildes), zumindest nicht nach dem eigentlichen «Wechsel», konnten sich nicht festigen und sind nach einiger Zeit gescheitert (s. eine verkrachte Existenz). Das gilt immer noch. – Der nötige Blick ist nach innen zu richten, auf die eigenen Ängste und Fürchte, Wünsche*(?) und Vorstellungen.

* Wünsche: als der gute und freie Wille sowie Wünsche als Antrieb.

Artikelinhalt entliehen von Haimo Leopold Handl.

Philosophie, (es) ist nun mal so! – nichts für Früheinfädler.

Differenzierter, kutureller Weiterbildung, Ethik-Werkstatt: Der gute Wille als höchstes Gut (I. Kant)

Ruine Türndl, Hallein
Bild: Ruine Türndl, Hallein.

Georg Simmel Soziologische Ästhetik

Zum Aufatmen, für Heute und Morgen, Geschmack – schmacklos